Mittelsachsen macht Wind – Wirtschaft, Bürger und Verwaltung arbeiten gemeinsam an der kommunalen Energiewende
In einem umfangreichen Werkstattverfahrens zur Zukunft der Windenergie und der Energiewende in Mittelsachsen haben Vertreter aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft, erneuerbare Energien und Verwaltung gemeinsam Lösungs- und Projektansätze entwickelt, wie die Region vom Windkraftausbau profitieren kann. Dabei wurden auch kritische Fragen der Anwohnerinnen und Anwohner nach finanzieller Beteiligung und kommunaler Gestaltung beantwortet.\n\nIn der gestrigen Zukunftswerkstatt des Landkreis Mittelsachsen wurden Maßnahmen für das Energie- und Klimaschutzkonzept des Landkreises erarbeitet. Ein Fokus lag dabei insbesondere auf Themen wie regionaler Wertschöpfung, finanzieller Beteiligung von Anwohnern und Gemeinden sowie der Möglichkeit der kommunalen Flächensteuerung. Der Landkreis geht hier neue Wege und unterstützt Kommunen in der kommunalen Flächenausweisung für Windkraftgebiete, um so die kommunale Steuerung zu stärken. Zahlreiche Kommunalpolitiker haben die Werkstatttermine besucht. So auch Carsten Graf, Bürgermeister der Stadt Leisnig: „Die Möglichkeiten der kommunalen Flächenausweisung im Landkreis ermöglichen es uns als Gemeinde, die Gestaltung selbst in die Hand zu nehmen und nicht auf die Regionalplanung zu warten. Die Aufgabe der Energiewende kommt sowieso auf uns zu, so behalten wir als Kommune die Möglichkeit mitzuentscheiden – das ist uns wichtig.” Insbesondere die lokale Wirtschaft ist auf die Versorgung mit erneuerbaren Energien angewiesen. Zum einen lassen sich so durch kalkulierbare Kosten langfristig Standorte in der Region sichern, zum anderen sind Produzenten von internationalen Lieferketten darauf angewiesen, nachzuweisen, dass ihre Produktion CO2-neutral läuft. „Der Ausbau von Erzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren Energien ist für die wirtschaftliche Entwicklung der Region von Bedeutung. Dafür sind Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und ausreichend Flächen bereitzustellen. Zudem ist vor allem eine positive Kommunikation zur Steigerung der Akzeptanz Erneuerbarer Energien als zunehmend wichtiger Standortfaktor für die industrielle Produktion zwingend erforderlich”, erläutert Dr. Cindy Krause, die Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Chemnitz. Um die Energiewende langfristig vor Ort zu verankern, ist insbesondere auch eine umfangreiche Beteiligung der Bevölkerung vor Ort notwendig. Kristina Wittig, Vorstandsvorsitzende Wir machen Energie e. G., führt aus: „Der Nutzen von Erneuerbaren sollte vor Ort deutlich spürbar sein. Das gelingt am besten, wenn Kommunen und Bürgerschaft aktiv mitgestalten und die Entscheidungsprozesse transparent sind. Außerdem ist erstrebenswert, dass Anlagen oder Teile davon auch den Menschen gehören. So kann eine langfristige Teilhabe, beispielsweise die Wertschöpfung aus der Betriebsführung, vor Ort verbleiben.“ Auch für die Landwirtschaft kann die Windenergie langfristig zu einem weiteren Standbein werden und lokale Landwirtschaftsbetriebe wirtschaftlich stärken. Dabei nimmt die Landwirtschaft im Landkreis Mittelsachsen bei der Energiewende schon lange eine Pionierrolle ein. So schildert Landwirt Kurt Auerswald von der Agrargenossenschaft Memmendorf e. G.: „Die Agrargenossenschaft Memmendorf e. G. setzt seit vielen Jahren auf erneuerbare Energien, um unseren Beitrag vor Ort für eine dezentrale Energiewende zu erbringen. Unsere Biogasanlage erzeugt aus Gülle jährlich 3,3 Millionen kWh Grünstrom, aktuell planen wir diesen Sommer die Errichtung eines Solarparkes mit 45 MWp Nennleistung. Auch Windkraftprojekte sind in unserem Betriebsgebiet denkbar und würden unser Unternehmensprofil als ‘Energie-Landwirt’ gut abrunden.” Landrat Dirk Neubauer zeigt sich mit dem Werkstattverfahren zufrieden: „Mit diesem Beteiligungsprozess gehen wir als Landkreis neue Wege und ermöglichen unseren Bürgern, der lokalen Wirtschaft sowie der Kommunalpolitik die Energiewende aktiv vor Ort mitzugestalten und Ihre Ideen und Anliegen einzubringen. Wir freuen uns insbesondere auch über den konstruktiven Austausch und die fachlichen Impulse durch lokale Akteure im Landkreis – denn die Energiewende kann nur gemeinsam gelingen.“ Die im Werkstattverfahren entwickelten Ansätze stärken die Energiewende im Landkreis und lassen Kommunen, Anwohner und Unternehmen gleichzeitig vom Windkraftausbau und Erneuerbaren Energien profitieren. Das Werkstattverfahren wurde im Frühjahr 2024 durch den Landkreis Mittelsachsen initiiert und mit Unterstützung von KOOP Wind durchgeführt. Hintergrund des Verfahrens bilden die Dynamik der Energiewende und rechtliche Umsetzungspflichten, wie unter anderem das Ziel, 2 Prozent der Landesfläche für die Erzeugung von Strom aus Windkraft zu nutzen. Dieser Transformationsprozess gelingt nur mit Information, Beteiligung und Teilhabe. Außerdem befindet sich derzeit das sächsische Beteiligungsgesetz im parlamentarischen Verfahren, das die Beteiligung von Bürgern und Kommunen im Freistaat verbessern soll. Als Abschluss des Werkstattverfahren findet eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse am 10. Juni im Wasserkraftwerk in Mittweida von 18:00 bis 20:00 Uhr statt.
Hier finden Sie den kompletten Artikel: